Bei Weiterbildungen, die der Karriere dienen, erhalten Männer oft den Vorzug. Frauen nehmen zwar häufiger an betrieblicher Weiterbildung teil, aber sie absolvieren häufig kürzere Maßnahmen, die weniger karrierefördernd sind. Sie erhalten dabei seltener finanzielle und zeitliche Unterstützung.
Das sind Ergebnisse einer Analyse einer repräsentativen Befragung, die vom BMBF alle 2 Jahre in Auftrag gegeben wird (zuletzt Juli 2022-März 2023). Diese Studie bezieht sich auf die Angaben von ca. 2.000 Erwerbstätigen.
Am häufigsten nehmen Frauen in Vollzeit an betrieblichen Weiterbildungen teil (rund 66%) – Männer 59%. Das liegt zum einen daran, dass in Branchen mit vielen Frauen (z. B. Gesundheits- und Sozialwesen) die Weiterbildungen gesetzlich vorgeschrieben sind als in eher männerdominierten Branchen (Industrie).
Gleichzeitig nehmen Frauen mit 47% deutlich häufiger an kürzeren (wenige Stunden dauernd) Weiterbildungen teil (Männer 39%). Kurze Fortbildungen dienen dazu, neue Arbeitsmethoden einzuführen oder vorhandenes Wissen aufzufrischen, ohne die Karriere jedoch voranzubringen. Längere Weiterbildungen hingegen vermitteln tiefer gehende inhaltlichen Input und Wissen.
20% der Männer gaben an, von Führungskräften zu Weiterbildungen ermutigt zu werden (15% der Frauen). Männer werden auch häufiger finanziell und zeitlich vom Arbeitgeber unterstützt. Frauen hingegen ergreifen häufiger die Initiative zur Weiterbildung: 29% der Frauen sagen, dass Eigeninitiative einer der wichtigsten Gründe für eine Weiterbildung ist (Männer 24%).
Für Mütter ist die Lage schwieriger: 39% der Frauen verzichten auf Weiterbildung, 22% der Väter. Mütter werden zudem am seltensten von den Vorgesetzten bei der betrieblichen Weiterbildung unterstützt.
Weiterbildungsdauer bei Müttern und Vätern:
* einige Stunden Weiterbildung: 47% der Mütter, 39% der Väter
* einen Tag Weiterbildung: 21% der Mütter, 23% der Väter
* mehrere Tage Weiterbildung: 21% der Mütter, 25% der Väter
* mehrere Wochen/Monate Weiterbildung: 11% der Mütter, 12% der Väter
Auch Personen in Teilzeit erhalten seltener Unterstützung, das gilt für Männer und Frauen. Insgesamt nehmen Frauen in Teilzeit am häufigsten an kurzen und am seltensten an mehrtägigen Weiterbildungen teil.
Die Ergebnisse der Analyse ergibt folgende Empfehlungen:
- Ausbau der Unterstützung für Eltern (flexiblere Arbeitszeiten, mehr Selbstbestimmung)
- Ausbau der Kinderbetreuungsangebote (Betriebe und Staat)
- Schaffung von gesetzlichen Ansprüchen für Weiterbildung
- Ausbau des bisherigen Vorschlagsrechts des Betriebsrats zu Mitbestimmungs- und Initiativrechten
- Stärkung von Weiterbildungsverbünden
Hans Böckler Stiftung, Ausgabe 04/25. Quelle: https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-frauen-kommen-bei-weiterbildung-zu-kurz-67332.htm (geöffnet am 12.03.2025)