Wie kann die berufliche Bildung modern und attraktiv gestaltet werden? Dieser Frage ging die f-bb-Institutskonferenz im Rahmen eines Workshops nach. Der demografische Wandel führt dazu, dass einem steigenden Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften eine sinkende Zahl potentieller Auszubildender gegenübersteht.
Gleichzeitig haben immer mehr junge Menschen eine Studienberechtigung und entscheiden sich häufig für ein Studium statt einer Ausbildung.
Das Berufsbildungssystem steht demzufolge unter Anpassungsdruck, da immer mehr Ausbildungsplätze ohne Besetzung bleiben.

5 Handlungsfelder lassen sich nach dem Workshop identifizieren:

1) Zügiges Vorantreiben der digitalen Transformation:
Ausbildungsinhalte und -prozesse müssen kontinuierlich weiter angepasst werden (z. B. durch den Einsatz von digitalen Lernangeboten und der Aktualisierung der Ausbildungsinhalte). Wichtig ist, Trends zu erkennen und in die Ausbildungsordnungen einfließen zu lassen (z. B. auch neue Berufe).
2) Entwicklung von New Work Modellen in allen Branchen:
New Work in der Ausbildung erhöht die Attraktivität der Betriebe für Ausbildungssuchende. Digitale, flexible, mobile und selbstverantwortliche Modelle brauchen technische und organisatorische Konzepte und ein geändertes Verständnis von Führung und Ausbildung – auf die jeweiligen Branchen angepasst.
3) Verankerung von Nachhaltigkeit:
Gestaltung von nachhaltigen, betrieblichen Lernorten und ein Umdenken bei Jugendlichen, Politik, Berufsschullehrer*innen und weiteren Akteuren ist hierfür erforderlich. Geänderte Rahmenbedingungen und Modernisierungen bei Ausbildungsberufen können auch dazu beitragen.
4) Gleichberechtigter Zugang zur beruflichen Ausbildung:
Gestaltung der beruflichen Bildung sollte für alle Jugendlichen aller Leistungsniveaus, unabhängig von sozialer Herkunft etc. darstellen. Ein wichtiger Baustein ist hierfür die Berufsorientierung. Diese sollte umfassender, kooperativer und systematischer in den Lehrplan integriert werden und mögliche aktuelle Klischees aufbrechen.
5) Ermöglichung von mehr Flexibilität in der Ausbildung:
Z. B. über Teilqualifikationen einen Berufsabschluss erwerben kann für Menschen ohne formal abgeschlossene Berufsaussbildung eine Option sein. Validierung und Anerkennung dieser Qualifikationen ist wichtig, da die Zahl der 20-34-jährigen ohne Berufsausbildung zwischen 2015-2021 auf 2,64 Mio. angestiegen ist (= 17 % der Alterskohorte).


Forschungsinstitut für Betriebliche Bildung, Newsletter 03/2023

Quelle:
https://www.f-bb.de/index.php?id=377  (08.11.2023)